FlussClanlager

Ich dachte, du wärst anders. Silberlichts Stimme klang enttäuschter denn je. Also war ich doch nur ein Experiment. War es nicht klar gewesen? Schon lange hatte es Echojunges geahnt. Ich dachte, du könntest ein guter Ersatz für mich sein, aber du bist so anders als ich... Du wirst nur mehr Kummer bringen... Bittere Tränen stiegen Echojunges auf. Sie wusste, was folgen würde, sie hatte es immer befürchtet.
Ohne Halt glaubte sie den Boden unter den Füßen verlieren. Die Welt verschwand nicht langsam, sondern grausam schnell. Ich fordere meine Seele, mein Lebenselexier zurück. Du wirst vergehen, wie ein Pfotenabdruck im Wind. Du wirst der Wind sein, ein Hauch nur. Keine Sorge, kleine Kätzin, du wirst keinen Schmerz spüren. In ihren letzten Augenblicken fragte sich das Junge, ob nicht gerade das das Schlimmste war.

Neben Efeuflamme wachte ich auf und erinnerte mich nur schemenhaft an gestern. Müde und erschlöpft erhob ich mich aus dem Nest und ging hinaus in die Freiheit. Lange blieb ich neben dem Kriegerbau stehen, als mir ein kleines Kätzchen auffiel. Zuerst weiteten sich meine Augen, bevor ich Luft schnappte und keuchend auf das Junge zurannte, dass den Boden unter den Pfoten verlor und konnte es gerade auffangen, bevor es aufprallte. Zum ersten Mal sah ich das Junge wirklich an. Am anfang hab ich mir immer nur gesagt, dass ich mir die Ähnlichkeit nur einbilden würde, aber das tat ich nicht. Nein, dieses Kätzchen sah Silberlicht so ähnlich, so als ob ich meine Freundin wiedersehen würde. Aber ich wusste auch, dass ich meine Freundin ein zweites Mal verloren habe. Echojunges war tot und würde genauso wenig wie Silberlicht wiederkehren. Trauernd vergrub ich mein Gesicht in den silbergetufpen Pelz und Erinnerungen von Silberlichts toten Körper stiegen in meinen Kopf auf. Zu sehr erinnerte mich dieser Moment an den mit Silberlicht, zu sehr kam mir das hier vertraut vor.
Ohne ein Laut zu machen, blieb ich so liegen und gab Echojunges zum letzten Mal die Zunge...

Ich leckte mir das Blut vom Maul und verscharrte die Überreste meiner Maus, die ich verspeist hatte. Mein Blick wanderte im Lager umher, erfasste meine Nichten Spatzenfeder und Goldstern, die sich unterhielten, Borkenpfote, der sich mit Krähenjunges unterhielt, Zimtfeder, die sich zu Goldstern gesellte. Ich fragte mich, wo meine Schülerin Rußpfote wohl war, oder ob Nachthimmel wohl mit ihrem Schüler trainierte. Mein Blick wanderte weiter, zum Lagerausgang, zu Rosenstolz, Wintermond und deren Familie. Echojunges stand ein wenig Abseits, doch es sah aus, als würde sie fallen. Warte mal - fallen? Da war doch gar nichts! Ich preschte los und sah Falkenflug ebenfalls hinlaufen. Echojunges! sagte ich fassugslos. Warum lag sie hier, warum atmete sie nicht? NEIN! Echo.. ich betrachtete das Junge genauer. Es fiel mir wie Schuppen vor den Augen. .. licht. vermischte ich den Namen der beiden Ebenbilder. Silberlicht war zu Echojunges geworden.. und tot zusammengesunken.

Mit verspieltem Übermut, aber achtsam aufgestelltem Schwanz, hüpfte Perlenpfote aus dem Bau der Schüler. Leichtpfotig trabte sie an Spatzenpfote, Goldstern und ihrer Schwester vorbei und grüßte alle fröhlich. Doch ihr eigentliches Ziel war Wüstenblume, die neben Frostblüte Platz genommen hatte. "Guten Morgen!", maunzte sie vergnügt. "Trainieren wir heut wieder?"

Ich sah zu Zimtfeder hoch und nickte. Ich drehte mich wieder zu Spatzenfeder. "Bist du okay?" flüsterte ich leise. Dann erhob ich mich und tappte ein paar Schritte weg und setzte mich zu Zimtfeder. "Ich weiß..." seufzte ich auf ihren Satz hin. "Er und auch Hibiskuspfote sind sehr groß geworden. Es wird Zeit." stimmte ich ihr zu. "Braucht er einen letzten Test oder bist du dir sicher?"

Flüchtig winkte ich mit der Schwanzspitze in Richtung Perlenpfote, ehe ich mich wieder Goldstern zuwandt. "Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin fest überzeugt, dass Borkenpfote soweit ist!" Auch wenn er sehr eigenbröttlerisch ist...
Mehr als froh registrierte ich, dass unsere Anführerin mit mir einer Meinung schien. Sie hat Recht, die Jungen werden schneller alt, als ich es je für möglich gehalten hätte. Wie schnell wird das Leben vorbei sein? Wie schnell bereut man verpasste Möglichkeiten? Das Ziehen in meiner Brust wurde stärker. Wie lange würde ich mich dagegen wehren können?

Ehe Frostblüte antworten konnte, tauchte mein Schülerin Perlenpfote gutgelaunt auf. Ich lächelte leicht. Es kam mir so vor, als wäre die Kleine immer fröhlich und gut gelaunt, womit sie auch jeden ansteckte. "Natürlich gehen wir heute auch trainieren. Ich denke, dass ich dir ein paar Kampfmethoden beibringen werde. Aber lass mich erstmal essen. Du könntest ja in der Zwischenzeit auch etwas essen, das Training wird nicht leicht", schnurrte ich und zuckte amüsiert mit dem Schwanz. So schlimm würde es nicht werden, doch ich wollte Perlenpfote auch mal testen.

Meeresflügel hatte gerade ihre Mahlzeit beendet als sie Echojunges erblickte. Sie lief sofort zu der jungen Kätzin, doch war Flammenzorn schneller als sie. Damit sie nicht in ihn reinkrachte, musste sie abbremsen und sah dann das kleine Junge trauernd an.
Rosenstolz...es ist schwer mit ihrer Familie...2 Todesfälle... Meereflügel seufzte und machte kert. Sie wollte niemanden stören. Daher legte sie sich neben den Kriegerbau und sah in den Himmel.
Warum nimmst du uns nur all die Jungen weg Sternenclan? Haben wir etwas falsch gemacht? Schick uns doch bitte ein Zeichen! Der Sternenclan bekam alle Gebete von den Katzen, doch nur wenige bekamen eine Antwort. Meeresflügel war sich sicher, sie würde keine bekommen. Sie sah sich um, sie brauchte nun endlich Ablenkung...doch von wem würde sie diese bekommen?
Sie seufzte erneut und legte ihren Kopf auf die Vorderpfoten.
Warum musste nur alles so kompleziert sein?

Ich fiepste leise vor mich hin. Dann kroch ich zu Meeresflügel. Sie schien als einziges nicht beschäftigt zu sein. Ich kuschelte mich an ihr Fell. "Warum sterben alle?", Fragte ich sie mit meinen Lilafarbenden Augen stur auf sie gerichtet. Ich wollte nicht...warum starben so viele Junge. "Sterben alle Junge? Muss ich auch sterben? So wie Mama und Papa?", Fragte ich ängstlich und begann zu zittern. Ich wollte nicht sterben...

Meeresflügel leckte Mückenjunges über den Kopf.
,,Nein, es müssen nicht alle Jungen sterben...aber weißt du...Manchmal holt sich der Sternenclan wichtige Katzen zurück." Sie schnurrte beruhigend. ,,Krieger sterben manchmal sehr ehrenhaft" sie seufzte. ,,Jeder muss mal sterben. Dagegen kann niemand etwas tun." Sie legte den Schweif nun ruhig auf den Boden. Davor hatte er die ganzezeit unruhig gepeitscht.

Engelsjunges tauchte hinter Meeresflügels Rücken auf und setzte sich neben Mückenjunges. "Wenn die Katzen so wichtig sind, warum nimmt uns der SternenClan dann gerade die weg? Und warum kann man nichts dagegen tun? Ich hätte Mama und Papa nämlich gern gehalten", gegen Ende des Satzes klang ihre Stimme richtig trotzig und ihre traurigen Augen trafen die ihrer Schwester. Warum hatten sie nichts tun können?

Meeresflügel sah zu Engelsjunges und wusste erstmal nicht was sie sagen sollte. Nach kurzer Überlegung antwortete sie ,,Der Sternenclan hat meistens großes mit ihnen vor. genau da Oben, in einer anderen Welt, in der sich alle wiedersehen und wo sie dann für immer Leben."
Sie deutete mit einem kurzen Nicken nach Oben und senkte ihren Kopf dann wieder. ,,Wir konnten Mama und Papa nunmal nicht mehr retten. Der Willen des Sternenclans ist der größte den es gibt. Niemand kann ihm wiedersprechen.
Mama und Papa, beide, sie schauen jeden Tag zu uns runter und beschützen uns." Sie merkte wie ihre Stimme etwas trauriger wurde, deshalb dachte sie an positive Sachen und ihre Miene hellte sich wieder auf.

Ich hörte den beiden anderen zu, und sah sie dann an. "Passen meine Mama und mein Papa auch auf mich auf? Und warum haben sie Tropfenjunges mit genommen? Ist sie ihnen wichtiger als ich?",Ich war immer noch sehr traurig."Ich kann dch verstehen Engelsjunges. Ich möchte meine Eltern auch wieder...", Aber es ging nicht. Ich würde nicht zu ihnen kommen. Das wollte ich ja auch gar nicht. "Ich möchte eine Familie...", Jammerte ich traurig und sah in das Lager. Aufeinmal schien mir jeder einen Bruder oder eine Schwester zu haben.

,,Natürlich!" antwortete Meeresflügel empört über die Frage von Mückenjunges. ,,Warum sie Tropfenjunges mitgenommen haben? ... ich weiß es nicht, aber ich bin mir sicher, du warst ihnen genauso wichtig"
Sie fing wieder an zu schnurren.

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